Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Vacha
Die kirchlichen Anfänge reichen bei Vacha bis ins Frühe Mittelalter zurück, worauf das alte Gotteshaus mit seinem St. Vitus-Patrozinium weist. Im 12. Jh. wurde es zur Kirche der um den Markt neu entstandenen Stadt. Mit Berthold Übelacker ist 1172 erstmals ein Pfarrer überliefert. Gleichzeitig etablierte sich hier ein Erzpriestersitz im Bistum Mainz. Zu diesem Verwaltungsbezirk (Sedes) gehörten die Kirchen in: Vacha, Oechsen, Heiligenroda, Völkershausen, Sünna und das Kloster Kreuzberg (Philippsthal).
Im Jahr 1365 wurde bei der Stadtkirche mit dem Bau des gotischen Chores begonnen. Auch das Turmobergeschoß gehört in diese Zeit. Der Neubau des Schiffes wurde dagegen nicht umgesetzt. Bei der Verlegung des Servitenklosters von Mariengart vor das Obertor war neben dem Stift Fulda die Stadtpfarrei 1368 maßgeblich beteiligt.
Beim großen Stadtbrand 1467 brannte die Stadtkirche, nicht aber das Kloster. Nach der Auflösung des Konventes durch den hessischen Landgrafen Philipp 1527 diente das Gotteshaus der Bürgerschaft als Friedhofskirche. Damit ging das Klostergelände faktisch in den Besitz der Kirchgemeinde über, die sich 1525 Martin Luthers neuer Lehre angeschlossen hatte. Nach der Neuordnung der Strukturen unter der Landgrafschaft Hessen-Kassel zählten zur Klasse Vacha 1585 die Pfarreien: Ausbach, Frauensee, Friedewald, Heringen, Oechsen, Pferdsdorf, Sünna und Völkershausen.
Ab 1605 setzte Landgraf Moritz die reformierte Kirchenordnung durch. In den folgenden Jahrhunderten gerieten Stadt und Kirchgemeinde wegen der Lage an der Frankfurt-Leipziger-Straße vielfach in Bedrängnis. So im Dreißigjährigen Krieg, wo 1637 Metropolitan Herrnschwager auf der Flucht vor den Kroaten umkam. Im Siebenjährigen Krieg diente die Vituskirche 1757 als Lazarett. Das Pfarrhaus wurde 1761 durch Beschuß beschädigt. Große Nöte herrschten 1813 auch beim Rückzug der napoleonischen Armee. Mit Abtretung von Stadt und Amt von Hessen-Kassel an Sachsen-Weimar erfolgte 1816 die Auflösung der alten Klasse Vacha bzw. die Schaffung der neuen Superintendentur.
Wegen schwerer Schäden, verursacht während der napoleonischen Besatzung, wurde 1820 die Stadtkirche St. Vitus bis auf den Turm abgebrochen. Am 14. Juni 1821 erfolgte die Grundsteinlegung für den Neubau, der am 3. September 1824 als Johanneskirche geweiht wurde. Im gleichen Jahr avancierte Reinhard Meurer zum ersten evangelisch-lutherischen Superintendenten. Mit dem Übergang an Sachsen-Weimar wandelte sich nach und nach auch die Struktur der Gemeinde. Aber noch 1841 verstanden sich 1948 Bürger als Reformierte und nur 168 als Lutheraner.
Eine der längsten Dienstzeiten hatte Superintendent Paul Dahinten vorzuweisen, der von 1926 bis 1958 in sehr schwierigen Zeiten in Vacha residierte. Bei der Auflösung der Superintendentur 1996 gehörten zu ihrem Sprengel die Kirchgemeinden: Frauensee, Dorndorf, Sünna, Völkershausen, Pferdsdorf, Unterbreizbach, Geisa, Merkers, Tiefenort, Oberzella, Kieselbach und Vacha. In den Jahren 1998/1999 wurden Pfarrhaus und Johanneskirche umfangreich saniert.
Olaf Ditzel